Plattformen wie Tinder, Parship und Facebook machen die Partnerwahl in der heutigen Zeit zu einem leichten Spiel. Dementsprechend leichtfertig wird aber auch wieder Abschied genommen und einstige „Seelenverwandte“ gehen bereits nach wenigen Monaten wieder getrennte Wege. Aus unerfindlichen Gründen sind wir mit dem Partner unzufrieden, ja suchen schon direkt nach Nachteilen und Fehlern und kommen schließlich zu der Schlussfolgerung, nur eine neue Beziehung verspreche eine Besserung unserer Lage.
Warum wahre Verbundenheit in einer Partnerschaft aber wenig mit dem Gefühl von Schmetterlingen im Bauch zu tun hat und wieso es (fast!) keinen richtigen Grund für eine Trennung gibt, erkläre ich dir in diesem Beitrag.
So viel kann ich dir aber schon einmal verraten: dein Wunsch, dich von deinem Partner zu trennen, hat (in den allermeisten Fällen) rein gar nichts mit deinem Partner und alles mit dir selbst zu tun.
Inhaltsverzeichnis:
Wieso etwas aufgeben, das bereits einmal funktioniert hat?
Du bist eingespielt mit deinem Partner. Du kennst seine Gewohnheiten, seine Rituale und Eigenheiten. Und vor allem hast du bereits gelernt, damit umzugehen.
Auch wenn sie dir eventuell jetzt bitter aufstoßen: mach dir klar, dass ein neuer Partner keine Garantie für ein stressfreies Leben und die Lösung all deiner Probleme ist. Du wirst auch hier Dinge finden, die dich stören und vielleicht nicht deinen Idealen entsprechen: auch hier wird wieder Kompromissbereitschaft und Akzeptanz deinerseits gefordert sein.
Denn niemand ist perfekt; ja, auch an dir wird es Dinge geben, mit denen dein Partner sich arrangieren darf.
Was noch hinzu kommt: war es nicht ein großes Stück Arbeit, sich gegenseitig so kennenzulernen? Du weißt, was ihm beim Sex gefällt und er weiß, wie er dich glücklich machen kann. Du kennst seine Allergien, sein Lieblingsessen, jeden Zentimeter seiner Haut. Es fällt dir nicht schwer, ihm eine Freude zu machen, weil du ihn in- und auswendig kennst. Er hat dich ungeduscht und ungekämmt gesehen und auch du weißt, wie er nach dem Sport riecht und wie es ist ihn zu küssen, wenn er seine Zähne morgens noch nicht geputzt hat. Und all das hat euch nicht voneinander abgeschreckt 😉
Vor allem kennt dein Partner all deine Stärken und Schwächen, und du brauchst dich nicht hinter einer Maske verstecken oder dir selbst Druck machen, um dem anderen zu gefallen.
Das ist viel wert und es wird Zeit brauchen, bis du das mit deinem neuen Partner auch so erleben kannst.
Werde dir dessen bewusst, dass du all das aufgibst und mit einem neuen Partner noch einmal von ganz vorne anfängst. Natürlich kann das auch schön sein; anstrengend ist es aber auch.
Der wahre Grund für die Trennung
Möchtest du mit deinem Partner Schluss machen, weil er sich falsch verhält, oder geht es nicht vielmehr um dein eigenes Verhalten? Bist du vielleicht unzufrieden mit deiner Beziehung, weil du dich nicht traust, deine eigenen Wünsche zu äußern und für deine Bedürfnisse einzustehen?
Bevor du dich endgültig dazu entscheidest, dem Ganzen ein Ende zu bereiten, gilt es herauszufinden, wo das Problem wirklich liegt. Deine Zufriedenheit ist hausgemacht, das Glück entsteht in deinem eigenen Kopf!
Es wird immer wieder Phasen in deinem Leben geben, in denen du dir nicht sicher bist und einfach alles hinterfragst. Dazu gehört dann oft auch die Beziehung. An sich ist das gar nicht verwerflich – es ist ganz natürlich, dass wir das Bedürfnis nach Weiterentwicklung haben, und dazu braucht es eben oft Veränderung.
Übrigens: Auch Bindungsangst kann dazu führen, dass wir uns in einer Beziehung unwohl fühlen – obwohl wir unseren Partner sehr lieben. Die meisten Trennungen verlagern aber dieses Problem nur in die nächste Beziehung (hier der Blog zum Thema Bindungsangst & Verlustangst)
Oft kommt der Wunsch, sich zu trennen, nur aus einer Unzufriedenheit mit uns selbst heraus.
Warum können Konflikte in Partnerschaften so heftig werden?
Jetzige Beziehungsmuster hängen immer mit frühkindlichen Bindungserfahrungen bzw. -traumata zusammen. Wir fühlen uns also durch bestimmte Verhaltensweisen des Partners in diese Beziehungstraumata zurückversetzt und geraten in so große Lebensnot, dass manche eben nicht davor zurückschrecken, Gewalt auszuüben. Dabei verwechseln wir, dass unsere heftige emotionale Reaktion nicht von unserem Partner verschuldet, sondern Ergebnis frühkindlicher Bindungsthemen ist.
Sich zu trennen aus dem Grund „Wegen dir geht es mir nicht gut“ ist also oft nur eine Projektion, die sich durch das Schluss machen nicht auflöst, sondern lediglich auf den nächsten Partner verschiebt. Wir trennen uns nie von einem Menschen, sondern immer nur von den Gefühlen, die der Partner in uns auslöst. Frage dich: „Welches Gefühl möchtest du durch die Trennung vermeiden?“ Das kann z. B. Angst, Hilflosigkeit, Unsicherheit oder Einsamkeit sein.
Welche Emotion möchtest du durch die Trennung vermeiden?
Streit mit deinem Partner ist deine Chance zu persönlichem Wachstum
Es ist nicht sinnvoll, Geborgenheit und Sicherheit in einer Partnerschaft zu suchen. Diese Gefühle darfst du in erster Linie in dir selbst entdecken und dir selbst schenken.
In einer Beziehung zu einer anderen Person kommen immer alte Themen aus deiner Kindheit wieder auf.
Du kannst eine Partnerschaft also als eine Art Verarbeitungsprozess deiner Kindheitstraumata verstehen – sie bietet dir eine Chance, denn als Erwachsener ist die Beziehung für dich nicht mehr lebensbedrohlich (anders als Kind, hier bist du absolut abhängig von der Zuwendung deiner Eltern und ein Liebesentzug ist für dich gleichbedeutend mit einer Todesstrafe).
Du hast jetzt die Fähigkeit, die Emotionen, die in Verbindung mit diesen alten Kindheitstraumata auftreten, als Erwachsener neu zu bewerten und zu erleben. Du bist nun in der Lage die Erfahrung zu machen, dass das Alleinsein nicht dein Ende bedeutet und es kein Weltuntergang ist, verlassen zu werden.
Wenn du also jedes Mal das Handtuch wirfst, wenn dein Partner diese Emotion in dir auslöst, wirst du es nie schaffen, diese zu lösen. Du wirst das Problem wieder in die neue Partnerschaft mitnehmen!
Nutze die Chance, deine Traumata in der Partnerschaft und auch an dir selbst zu lösen. Erst dann erhältst du die Möglichkeit, dich zu entfalten und losgelöst vom alten Ballast dein wahres Selbst zu erkennen.
7 vermeintliche Trennungsgründe
- „Wir streiten uns nur noch.“
In den meisten Fällen handelt es sich beim Anlass für den Streit nicht um den wahren Grund. Frage dich immer, was genau dich triggert. Gehe in tiefere Gefühlsebenen. Nimm beispielsweise das beliebte Thema „Er/Sie lässt immer ihr/sein dreckiges Geschirr stehen." In Wirklichkeit geht es hier aber nicht um dreckige Teller, sondern um das Gefühl, nicht wertgeschätzt, geliebt oder gesehen zu werden. Um sich selbst zu schützen, wird dann in den Konfrontationskurs gegangen.
- „Ich will keinen Sex mehr.“
Wenn du zwischen dir und deinem Partner keine Nähe mehr spürst darfst du hinterfragen, wieso du gerade keinen Sex willst. Fühlst du dich nicht wohl mit deinem Partner? Fühlst du dich „nur als Lustobjekt“? Fühlst du dich unter Leistungsdruck?
Die Lösung für die Unlust ist, den wahren Grund dafür zu finden und darüber zu sprechen.
- „Ich glaube ich liebe meinen Partner nicht mehr, sonst hätte ich ja gar kein Interesse an anderen Männern/Frauen“ & „Er zeigt mir nicht genug, dass er mich liebt“
Wieder: was steckt wirklich dahinter? Wenn du dich von deinem Partner nicht wertgeschätzt fühlst, dann neigst du vielleicht dazu, dir diese Bestätigung woanders zu suchen.
Das ist aber dein Thema! Du wirst diesem Gefühl von „Ich bin nicht gut genug“ in der nächsten Partnerschaft wieder begegnen, wenn du es nicht schaffst, dieses Thema in dir zu lösen. Also nutze doch die Beziehung zu der Person, zu der du bereits Vertrauen aufgebaut hast, und bearbeite es mit ihr gemeinsam. Mach dir bewusst, dass die einzige Person, die dieses Gefühl in dir wirklich lösen kann, du selbst bist. Nimm dich selbst in den Arm, praktiziere Selbstmitgefühl und sei liebevoll zu dir selbst.
Untersuche dazu, welche Emotion genau in dir aufkommt, wenn du „erfolgreich geflirtet“ hast. Fühlst du dich gesehen, attraktiv, gewollt? Und dann frage dich, was es braucht, damit du dieses Gefühl in deiner Partnerschaft wieder zurückbekommst. Was kann dein Partner dafür tun, wie kann er dich dabei unterstützen? Auch hier lautet der Schlüssel Kommunikation.
- „Ich habe einfach zu viele Opfer gebracht!“
Es fängt schon damit an, dass du erst gar keine Opfer bringen solltest. Der Sinn einer Beziehung ist es nicht, Dinge für den anderen aufzugeben; natürlich verzichtet man dem Partner zuliebe ab und zu einmal.
Wenn du aber das Gefühl hast, dass du nicht mehr nur auf deinen Partner zugehen und ihm nicht mehr immer alles recht machen möchtest, wenn du dich wieder selbst ausleben möchtest, dann ist das gut! Du sollst lebendig und eigenständig sein.
An dieser Stelle ist aber der nächste Schritt nicht, dich von deinem Partner zu verabschieden. Vielmehr darfst du ihm offen kommunizieren, was dir fehlt und wo du hin möchtest. Und dann darfst du mit ihm gemeinsam herausfinden, wie ihr das schaffen könnt.
- „Ich verbringe meine Zeit lieber auf der Arbeit oder mit anderen Menschen, als mit meinem Partner.“
Das ist tatsächlich kein Grund für eine Trennung, sondern einfach eine Art Folgeerscheinung deiner Unzufriedenheit.
Es ist kein Zeichen dafür, dass du deinen Partner nicht mehr liebst; vielmehr bedeutet das, dass du irgendeinem Problem aus dem Weg gehst, welches du in deiner Partnerschaft gerade hast (denn leider neigen wir Menschen dazu, Konflikten eher aus dem Weg zu gehen. Zu diesem Thema gibt es übrigens auch einen Blog-Artikel: Konfliktscheu? Wie du unangenehme Situationen meistern kannst). An dieser Stelle gilt es also nicht, die Reißleine zu ziehen, sondern herauszufinden, was genau das Problem gerade ist und wie ihr einen gemeinsamen Weg finden könnt.
- „Wir haben keine Gemeinsamkeiten mehr!“
Auch hier handelt es sich nur um eine Folgeerscheinung eines anderen, tieferen Problems.
Denn ab einem bestimmten Punkt, wenn es ein Problem gibt in der Beziehung, fangen die Partner an, unterschiedliche Leben zu führen und sich so in unterschiedliche Richtungen zu entwickeln.
Oft geht es darum, dass du dich nicht getraut hast zu zeigen, was du dir wirklich wünschst, weil du solche Angst vor Ablehnung hattest. Und um dem aus dem Weg zu gehen, bist du deinen Wünschen einfach im Alleingang gefolgt – dein Partner hatte also gar keine Chance, dir zu folgen.
Das darfst du frühzeitig erkennen und es einfach gar nicht erst so weit kommen lassen. Fang bei dir selbst an, bring genug Selbstliebe auf und trau dich, dich deinem Partner zu öffnen und mit ihm zu teilen, welche Ziele du im Leben verfolgen möchtest. Wenn ihr aber schon an diesem Punkt seid, dann versucht euch zurückzuerinnern. Was hat euch einmal verbunden? Wie könnt ihr das wieder in euer Leben bringen? Was könnt ihr gemeinsam Neues ausprobieren?
- „Die Liebe ist weg!“
Stell dir an dieser Stelle gleich mal die Frage: was meinst du mit Liebe? Meinst du den „Hormoncocktail“, das Gefühl der Verliebtheit, dass du am Anfang der Beziehung hattest?
Eins darf dir klar werden: dieses Gefühl wird in keiner Beziehung für immer anhalten. Es ist ganz natürlich, dass die Chemie in unserem Gehirn irgendwann nachlässt und aufhört zu wirken.
Liebe im spirituellen Sinn ist pure Energie. Sogar eine der wertvollsten und mächtigsten Energien, die zwischen zwei Menschen existieren kann! Es handelt sich aber nicht um die berühmten Schmetterlinge im Bauch, sondern schlicht um tiefe Verbundenheit. Und solche Verbundenheit verschwindet nicht einfach!
Es kann sein, dass es sich temporär so anfühlt, als würdest du dich distanzieren. Doch hier lautet die Devise nicht, das Handtuch zu werfen und dies beim nächsten Partner zu suchen, sondern die Ursache zu finden, das Problem zu lösen und so das Gefühl wieder zu erleben, ja sogar noch tiefer zu erleben.
ALLE PROBLEME LASSEN SICH MIT OFFENHEIT UND KOMMUNIKATION LÖSEN
Achtung! Deswegen solltest du dich trennen
Bei emotionaler und/oder körperlicher Gewalt und suchterkrankten Partnern solltest du dich auf jeden Fall trennen, gar keine Frage! Hier solltest du dich selbst schützen.
Vor allem bei Drogensucht führst du keine Beziehung mit der echten Person, sondern zu der abhängigen - welche das wahre Selbst verfälscht.
In allen anderen Fällen führt der Weg - wie so oft - über dein Inneres Kind.
Unsere Kindheit beeinflusst immer unsere Beziehungen
Um dein Beziehungsverhalten wirklich nachhaltig verändern zu können, darfst du dich ganz bewusst mit den Themen und Prägungen aus deiner Kindheit auseinandersetzen.
Erst wenn dir bewusst wird, welche Einflüsse von früher du heute noch in dir trägst, bist du auch in der Lage, eine gesunde und vertrauensvolle Beziehung zu führen.
Fazit: Die Lösung liegt auf dem Weg nach Innen
Du merkst schon, es läuft eigentlich immer auf das gleiche heraus: das Grübeln darüber, ob dein Partner nun der richtige für dich ist oder nicht, wird dich nicht weit bringen.
Stattdessen darfst du anfangen, deinen Weg nach Innen zu finden. Alle Personen, alle Umstände um dich herum spiegeln immer nur wider, wie du wirklich bist.
Dein Du-Sein kannst du verändern!
Und indem du dieses veränderst, veränderst du auch, was du nach außen ausstrahlst und dein ganzes Leben. Verändere nicht dein Umfeld, verändere dich selbst!
Dein Peter
Lieber Peter, das ist ein sehr guter Artikel mit wertvollen Hinweisen. Ich erlaube mir dennoch zwei kritische Anmerkungen: Meiner Meinung nach ist es nicht immer ganz so einfach, Probleme mit Offenheit und Kommunikation zu lösen. Dazu gehören ja zwei. Was ist, wenn der andere mauert? Und ich halte es für nicht machbar, Sicherheit und Geborgenheit nur bei sich selbst zu finden. Wir sind soziale Wesen und brauchen andere Menschen, um uns ganz zu fühlen. Wenn wir Sicherheit und Geborgenheit nicht in unseren Beziehungen erwarten dürfen, wozu sollen wir dann überhaupt noch welche eingehen? Nochmals vielen Dank für deine Anregungen. Ich… Weiterlesen »
Hm, ed stimmt ja alles, was i Blog steht, aber ich stehe gerade am Anfang einer Beziehung und kenne meinen Partner noch nicht so gut. Es beschleicht mich jetzt schon immer wieder das Gefühl, dass er nicht der richtige ist. Gespräche über Achtsamkeit versteht er nicht, interessiert ihn auch nicht, da er so zufrieden ist in seiner kleinen Welt und mich fragt, warum alle meinen sich verändern zu müssen. Ich brauche jemanden, der auch mal nachhakt, weil es mir sehr schwer fällt über Gefühle zu sprechen. Deshalb schwanke ich ständig hin und her und weiß gar nicht warum ich die… Weiterlesen »